„Billions and Billions and Billions and…” – stakkatoartig verfolgt einen die Stimme Trumps noch am späten Abend. Vorausgegangen war eine beeindruckende Kultursommer-Performance der vier Buchholzer KünstlerInnen B4art mit Elsbeth Buchfeld, Maren Ruf, Sabine Burmester und Christof Müller.
Unter dem Titel „BABYLON – BUCHHOLZ“ zeigten sie ihre Sichtweise auf den gegenwärtigen Zustand der Welt. Verstörend politisch, anrührend poetisch und enorm eindringlich wurden Bilder, Szenen, Stimmungen und Videoausschnitte auf einer großen, hochauflösenden LED-Wand in die traumhaft schöne Kulisse des Ratzeburger Sees geworfen. Mit aller Wucht trafen uns die Bilder von den Schattenseiten einer kapitalistischen, zerstörenden, ignoranten Menschheit ebenso wie die zarten, unfassbar schönen Naturaufnahmen aus Buchholzer Gärten und farbintensiver Unterwasserwelt.
Durchbrochen wurden die Bilder und Videos immer wieder durch eine Live-Performance der KünstlerInnen, die zu viert ihre rhythmischen Kreise zogen und dabei nach und nach menschliche Schaufensterpuppenkörper aus vielen Einzelteilen zusammensetzen. Dekonstruiert der Mensch sich selber? Gehen wir tatsächlich sehenden Auges in die Klimakatastrophe? Wird es uns so wie Belsazar, dem König des babylonischen Reichs ergehen, dessen Untergang von einer geheimnisvollen Schrift vorhergesagt wurde? Das Gedicht Heinrich Heines wurde zu Beginn mit beeindruckender Stimme vorgetragen von Henning Scharschmidt.
Gut, dass der Abend nicht in totaler Dystopie sondern mit dem von einer jungen Frau aus Namibia, Verona Gaers, eindrucksvoll und authentisch in deutsch vorgetragenen Gedicht „The Hill We Climb“ von Amanda Gorman endete. Denn in eben diesem geht es um Hoffnung, Zuversicht, Versöhnung und Toleranz in unserer verwundeten Welt…“um ein Land zu komponieren, das allen Kulturen, Farben, Charakteren und Bedingungen der Menschen verpflichtet ist.“ Ein Land, in dem Menschenrechte und Demokratie Fuss fassen und geachtet werden. „Denn es gibt immer Licht. Wenn wir nur mutig genug sind, es zu sehen. Wenn wir nur mutig genug sind, es zu sein.“
Kann es neben den über den sommerlichen Abendhimmel tosenden Starenformationen mehr Zuversicht und Glauben an die Kraft der Natur geben? Ich glaube nein – und auch Trumps Stimme in den Köpfen schweigt beeindruckt.
Anja Caroline Franksen